Nachdem wir unsere Schiefertafel verschlampt haben, müssen
wir dringend eine neue auftreiben. Derlei Zeugs sollte doch in jeder x-beliebigen
Spielzeugabteilung zu finden sein. Fehlanzeige.
Wir: Entschuldigung, wir suchen so eine kleine Schiefertafel *wir
machen mit den Händen die Anglergeste für eine mittelgroße
Forelle*.
Verkäuferin: Hm, wir haben nur so Plastik-Zaubertafeln oder große
Schiefertafeln *Bedienung macht mit den Händen die Anglergeste für
einen ausgewachsenen Buckelwal*.
Wir: Naja, leider nicht das, was wir suchen.
Zaubertafeln aus Plastik? Da kann man nicht man nicht mal die Kreide runterpusten.
Die Kids wissen gar nicht, was ihnen entgeht, wenn sie diesen Plastikmist
benutzen müssen.
Im dritten Kaufhaus finden wir schließlich eine halbwegs passable
Schiefertafel, auch wenn sie kleiner ist als meine alte Tafel. Besser
als gar nix.
Eigentlich finden wir die Tafel nicht von alleine, sondern müssen
sie uns von der Verkäuferin zeigen lassen. Die Dame ist schon etwas
älter und räumt gerade mit ihrer Kollegin voller Elan Playmobil-Schachteln
in ein Regal. Sie rufen sich Sätze zu wie "Neinneinnein,
das Märchenschloß kommt hier rüber".
Nachdem sie uns die Tafel gezeigt hat und schon wieder gehen will, raune
ich ihr zu "Und ich weiß fei, wo das Playmobil-Märchenschloß
hin muß". Sie guckt 2 Sekunden lang etwas mondkalbig,
dann lächelt sie uns zu und raunt zurück "Ich auch".
Die Geschichte zu dem Bild unten geht so:
Ich: Darf ich ein Bild von Ihnen machen?
Sie: Unsere Leitung erlaubt das nicht. Die sind in der Hinsicht komisch
und mein Chef steht da drüben.
Ich: Sehr schade.
Sie: *schelmisches Lächeln* Wissen Sie was, ich schau einfach weg.
Kommen Sie mit.
*Sie geht zum Playmobil-Regal zurück, nimmt eine Schachtel in die
Hand und schaut mit zusammengekniffenen Augen, ob ihr Chef grad herschaut.
Dann räumt sie die Schachtel ins Regal und ruft "Jetzt".
Ich: *knips* Danke.
PS: Das Märchenschloß ist übrigens die zweite Schachtel
von rechts in der mittleren Reihe.
Vor dem Kaufhaus steht jedes Jahr ein kleiner Stand, an dem eine Frau
Kräuterbonbons verkauft. Auch auf Nachfrage verstehe ich nicht, wie
man Bonbons abwiegt, indem man die Tüte auf die Seite der Waage stellt,
auf der auch die Gewichte stehen.
Wir tauschen noch unsere Bonbon-Ranglisten aus.
Ihre Top3 sind: 1. Anisbonbons (mit großem Abstand), 2. Glühweinbonbons,
3. Himbeerbonbons.
Eigentlich wollten wir Weihnachtsterror und Konsumrausch fotografieren,
aber in den Kaufhäusern geht es erstaunlich entspannt zu. So entspannt,
dass die Leute auf den Rolltreppen stehen, anstatt hochzulaufen. Gut.
Wir entdecken in einem Spielwarenregal Plastik-Kampfpanzer aus dem 2.
Weltkrieg, die auf Knopfdruck Bombengeräusche machen. Wir sind so
perplex, dass wir die nächstbeste Bedienung fragen, was ihr abartigstes
Weihnachtsgeschenk im Sortiment sei. Sie meint, dass die Panzer gerne
gekauft würden und nichts Besonderes mehr für sie seien. Dann
erzählt sie noch, dass sich Leute am Einpackservice immer mal Putzmittel
als Geschenk verpacken ließen, was sie richtig abartig
fände. Dagegen ist ein Kampfpanzer in der Tat höchst normal.
Wie muss man sich das vorstellen mit Putzmittelgeschenken?
Sie: Oh, Meister Proper.
Er: *gönnerhaft* Freust Du Dich, Schatz?
Sie: Ja, sehr.
Er: Wusst' ich doch.
Die nächsten beiden Bilder funktionieren nur gemeinsam. Ich habe
sie tatsächlich im Abstand von nur einer Minute fotografiert. Manchmal
ist das Leben schon sarkastisch.
Falls man es auf dem ersten Bild nicht lesen kann: Auf der Schachtel steht
"Rauchen kann tödlich sein".
Wär doch mal was, den Namen "Irak" nicht mehr mit Tod,
sondern wieder mit Sindbad in Verbindung zu bringen, oder?
Im Schaufenster eines etwas schäbigen Friseursalons werden "Traumfrau
Strähnen" angepriesen.
Den Gedanken müsste man mal konsequent weiterdenken:
Metzergei: Starker-Krieger-Hackfleisch
Schuladen: Latin-Lover-Adiletten
Computerladen: Informatiker-Strähnen
Auf der Rückseite des BA-Hotels zeige ich Daniel ein paar kleine
Überbleibsel der Nachkriegszeit. In den Jahren nach dem Krieg während
der amerikanischen Besatzung residierten im BA-Hotel die wichtigsten Leute
der US-Army sowie Richter und Staatsanwälte während der Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesse.
Diese Tage sind zwar lange vorbei, aber wenn man an den richtigen Stellen
schaut, kann man noch verbleichende Puzzlestückchen aus dieser Zeit
finden.
Wir hüpfen mal am Auto vorbei, weil ich Akkus laden will. Dabei passieren
wir die Stelle, an der wir vor etlichen Stunden um 01:18 eines unserer
ersten Bilder von einem Pärchen geschossen haben.
Bei Tag sieht die Stelle ganz anders aus.
[ Udos
Bilder dieser Stunde bei Flickr (größere Auflösung)... ]
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Vor einem Kaufhaus treffen wir auf den Stand einer Bonbonverkäuferin. Wir halten ein Schwätzchen, knipsen ein bisschen und fragen sie nach ihrer eigenen Lieblingssorte. Sie sagt "Anis" und ich sage - "Ah, ja, das schmeckt ziemlich mild!". Sie bestätigt es und ich fühle mich wie der absolute König, dabei habe ich das nur von ihrer eigenen Werbung abgelesen, die direkt vor meiner Nase hängt.
Zwischenzeitlich haben wir auch eine Ersatztafel gefunden und ich habe vergeblich versucht einer Verkäuferin ein knapp schulterhohes Playmobilmännchen abzuschwätzen. Es ist ein Playmobil-Weihnachtsmann. Udo fragt sie, ob es Ohren gibt, die man der Figur anstecken kann, um sie an Ostern weiterzuverwenden. Die Verkäuferin findet den Witz wohl recht flach (zu Recht) und sagt "Hahaha, ein Brüller!". Saukomisch.
Auf Grund meiner Nachfrage holt die Gute sogar extra ihre Chefin, die mir erklärt ich müsse mich direkt an die Zentrale in Zirndorf wenden. Werd ich gelegentlich machen. Ist ja nicht weit.
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