Vom Krankenhaus geht es wieder Richtung Altstadt, vorbei
an einem Geschäft für Uhren - große Uhren.
Jetzt sind wir schon sechs Stunden unterwegs.
Durch eines der Tore in der alten Stadtmauer wandern wir hoch zum Burgberg.
In meinem Ohr ist schon die ganze Zeit ein seltsamer Song, den ich neulich
im Zündfunk gehört habe. Er heißt
"Thou shalt always kill" [ anhören...
].
In dem Song zählt ein Mann mit herrlichem britischen Akkzent im Stil
der zehn Gebote Dinge auf, die man seiner Meinung nach nicht tun sollte.
Das wird mich noch den ganzen Tag dazu bringen, passende oder unpassende
Liedzeilen zu erfinden.
"Thou shalt not walk through the freaking cold city without reason".
Ich glaube, ich nerve Daniel schon jetzt damit.
Unterhalb der Burg ist die "Prinzen Bar". Da wir im Sommer auf
dem Taubertal Open Air einen Tag lang als Prinzen tituliert wurden und
einen Heidenspaß dabei hatten, beschließen wir, ein Taubertal-Prinzen-Gedächtnis-Photo
zu machen. Es dauert ziemlich lange, denn der manuelle Fokus funktioniert
bei der Dunkelheit nicht und ich muss mehrere Male hin und her laufen
und es neu versuchen.
Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich den Burgberg ohne einen einzigen
Menschen sehe. Nürnberg ist grad ziemlich gemütlich und träge
- aber auch sehr kalt.
Wir laufen zur
Freiung der Burg hinauf. Wenn man da im Dunkeln raufläuft, dann sieht
man schon von unten hinter der Brüstung Nürnberg heraufleuchten.
Dieses Leuchten mag ich sehr. Die drei kleinen Knubbel auf der Brüstung
sind Fernrohre. Die halten anscheinend jede Nacht hier Wache.
Unsere Absicht, HDR Bilder von der nächtlichen Stadt zu machen, wir
von der Tatsache durchkreuzt, dass die Stadt zu dieser Stunde ziemlich
dunkel ist - viel dunkler als vor Mitternacht.
Unten auf dem Markt bauen die ersten Händler schon ihre Stände
auf. Faszinierend, wie viele Leute hier schon auf den Beinen sind. Mich
faszinieren vor allem die Leute, die ziemlich grob die Kartons mit den
Eiern jonglieren. Ich bin mit meinem Frühstücksei immer viel
zärtlicher und mache trotzdem viel mehr kaputt als diese Grobiane.
Und jetzt brauchen wir dringend einen Platz zum Aufwärmen, einen
Kaffee und Frühstück.
[ Udos Bilder dieser Stunde bei Flickr (größere Auflösung)... ]
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Wieder an der frischen Luft beschließen wir mal zur Burg zu laufen. Die Stadt ist immer noch wie ausgestorben und - auch wenn ich es vielleicht schon erwähnt habe - saukalt.
Wir porträtieren uns selbst per Selbstauslöser und genießen den Blick über die verwaiste Stadt.
Dann beschließen wir, dass es Zeit wäre mal ausführlich zu frühstücken, oder zumindest einen Kaffee zu schlürfen. Schließlich wird es ja langsam Tag, da hat bestimmt auch schon ein Restaurant offen, könnte man meinen. Weit gefehlt. Vor acht macht hier gar nix auf und wir schlendern weiter durch die Innenstadt.
Dort trifft man dann nach und nach auch tatsächlich mal jemanden an, meistens irgendwelche Leute, die Geschäfte beliefern oder reinigen. Zum Beispiel den Eiermann.
Eigentlich ist es gar nicht so sehr Hunger auf ein Frühstück, weshalb ich irgendwo rein will, sondern vielmehr die eisige Kälte. Vielleicht wären zwei Paar Socken nicht schlecht gewesen. Brrr.
Also weiter.
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