Wir sitzen immer noch im Lukas. Ich mag es, einen Platz
direkt am Fenster zu haben und auf den Fluß schauen zu können.
Am anderen Ufer steht die angeblich größte Feuerzangenbowle
der Welt und auf einer Leinwand läuft der alte Heinz-Rühmann-Film
in Endlosschleife. Eigentlich ziemlich nett, um mal eine Bowle oder einen
Kinderpunsch zu trinken. Allerdings hat sich der Verkaufsstand mittlerweile
zu einem halben Weihnachtsdorf mit roten Häuschen ausgewachsen. Das
macht es für mich weit weniger gemütlich.
Etliche Stunden später werden wir dennoch dort landen, aber das weiß
ich jetzt noch nicht.
Im Café steht ein Bücherregal und ich schnappe mir den Band
"K" von Meyers Taschenlexikon und nerve Daniel damit. Anstatt
mir die Begriffe, die ich ihm sage, zu erklären, erfindet er abstruse
Geschichten, die zudem zum Schreien komisch sind. Offensichtlich kommt
er sich sehr gebildet vor. Klugscheisser.
Eine (diesmal männliche) Bedienung kommt vorbei und da ich grad das
Buch in der Hand habe, kann ich mich nicht zurückhalten.
Bedienung: Ist noch alles in Ordnung?
Ich: Wissen Sie, was ein Kapaun ist?
Bedieung: Wie? Ein Kapaun?
Ich: Genau. Was bitte ist ein Kapaun?
Bedienung (wird etwas rot und überlegt fieberhaft): War das nicht
so ein..., also da müsste ich erst nachschauen.
Ich: Nicht so schlimm. Noch einen Cappuccino bitte.
Ab dem Zeitpunkt bedient uns wieder seine Kollegin.
Ist immer blöd, wenn jemand nicht merkt, dass man nur einen Spaß
machen will. Warum mache ich das eigentlich immer wieder?
Ach, nebenbei gesagt: [Hier]
kann man nachlesen, was ein Kapaun ist.
"Thou shalt not annoy your waiter."
So langsam wird es langweilig und wir ergehen uns in Wortakrobatik.
Daniel malt mir ein Schwein ins Logbuch.
Ob wohl wildfremde Leute Schweine zeichnen können und vor allem,
ob sie willens sind? Rausfinden!
Ich frage recht freundlich bei einem Pärchen nach, ob sie uns eventuell
ein Schwein zeichnen könnten.
Die Frau lächelt und ich glaube, sie würde gerne. Allerdings
schaut ihr Mann sehr genervt auf und sagt "Wir wollen einfach
NUR frühstücken". Ich entschuldige mich und gehe.
Der Mann sollte die ganzen 24 Stunden lang der einzige Mensch sein, der
wirklich unfreundlich war. Besser gesagt, der einzige Mensch, der so reagiert,
wie man erwarten sollte, wenn einem ein Fremder schwachsinnige Sachen
fragt.
Offenbar haben sie grad die Zeugung ihres ersten Sohns besprochen, als
ich dazwischengeplatzt bin. Ich bin ein Romantik-Killer.
Die zwei Frauen am Tisch nebenan sind dagegen freundlich. Sie beteuern
zwar, sich nie näher mit der Anatomie von Schweinen beschäftigt
zu haben, aber eine der beiden malt mir ein Schwein und es wird klar,
dass sie mit dem Anatomiestudium nicht gelogen hat.
Sie meint noch, dass sie ihre Telefonnummer mal nicht dazuschriebe und
ich Blödkopf widerspreche nicht. Da sie ziemlich hübsch war,
könnte ich mich wieder mal ohrfeigen. An der Signatur des Schweins
erkenne ich zumindest, dass sie Carola heisst. Wozu immer das auch gut
sein mag.
Und jetzt wird es wirklich Zeit, wieder raus ins Abenteuer zu gehen, denn
Daniel macht schon seine Kobold-Fratze. Das ist überlicherweise das
Zeichen, dass der nächste Blödsinn kurz bevorsteht. Das Lucas
haben wir aber schon genug gemartert.
Im Übrigen verachte ich Menschen, die zu diesen Dingern "Bierdeckel"
anstatt "Bierfilzl" sagen. Naja, was heißt schon "verachten".
Nennen wir es "von oben herab betrachten".
Jetzt aber raus. Es gibt noch viel zu entdecken. Wie in dem Lied von Johnossi
"A lot of things to do before I die" [ Anhören...
].
Vor der Tür liegt ein Nürnberg-Führer. Als ob Nürnberg
nicht schon genug Probleme mit "Führern" gehabt hätte.
Der Vollarsch ist neben allen noch viel schlimmeren Mist daran schuld,
dass mein Nürnberg zu mehr als 90% platt gemacht wurde.
Ein Porsche hat einen Strafzettel über 15 Euro an der Windschutzscheibe.
Das ist umso unverständlicher als er direkt VOR dem Parkhaus in der
Adlerstraße parkt. Ich denke mir, dass der Fahrer sich den einen
Euro für das Parkhaus bestimmt hätte leisten können. Aber
vermutlich ist das nur ein Firmenwagen und der Fahrer würde eigentlich
viel lieber ein weit dezenteres Fahrzeug fahren. Emporkömmlinge!
[ Udos
Bilder dieser Stunde bei Flickr (größere Auflösung)... ]
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So langsam beginnt jetzt meine große Leidensphase. Ich bin müde, erfroren und will eigentlich nur noch heim. Aber Durchhalten ist angesagt.
Wir beschließen uns nach einer neuen Tafel umzusehen und machen einige Kaufhäuser unsicher. Dabei haben wir teils relativ absurde Gespräche mit den Verkäuferinnen. Eine Verkäuferin bestätigt uns, dass es Menschen gibt, die sich kleine Kampfpanzer im Maßstab 1:18 als Weihnachtsgeschenk verpacken lassen. Schön sowas, am Fest der Liebe. Aber das ist eigentlich normal, meint sie. Stimmt, denke ich. Ich hab auch mal die "Kill 'em all" zum Fest der Liebe bekommen. Viel seltsamer findet sie, dass sich manch einer auch Putzmittel als Geschenk verpacken lässt. Saulustig.
Aus der ganzen Stunde gibt's von mir leider nur ein Bild. :-(
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